Wie Unternehmen Fördermittel finden und behalten können

Für Unternehmen in Deutschland, die Innovationen vorantreiben oder neue Märkte erschließen möchten, gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten. Die Auswahl der richtigen Förderprogramme kann jedoch eine Herausforderung sein. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über wichtige Fördergeber, effektive Recherchestrategien und den allgemeinen Ablauf der Antragstellung. Zudem geben wir wertvolle Hinweise, wie die beantragten Gelder richtig zu kalkulieren sind, um Rückzahlungen zu vermeiden.

Fördergeber in Deutschland

Deutschland bietet eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten, die sowohl vom Bund, den Ländern als auch von der Europäischen Union bereitgestellt werden. Die wichtigsten Fördergeber sind:
Deutschland Flagge

Bundesministerien BMWK und BMBF

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt Innovations- und Energie­projekte, speziell auch für den Mittelstand. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Forschungsprojekte im Bereich nachhaltige Entwicklung, Industrie 4.0, u.v.m.

Fördermöglichkeiten der KfW Bank

Die KfW Bank bietet Finanzierungs- und Zuschussprogramme für Unternehmen in den Bereichen Energieeffizienz, Umwelt, Digitalisierung und mehr.
Deutschland

Landesbanken und Förderinstitute der Bundesländer

Jedes Bundesland hat eigene Förderinstitute, wie die NRW.Bank oder die L-Bank Baden-Württemberg, die regionale Förderprogramme anbieten.
Europa Flagge

EU-Programme

Besonders relevant sind Programme wie Horizon Europe und der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die Forschung und Entwicklung sowie Digitalisierungs­projekte fördern.
Eine übergreifende Förderdatenbank hat sich bisweilen noch nicht durchgesetzt. Für Unternehmen, die auf der Suche nach Fördermöglichkeiten sind, ist daher eine gezielte Recherche der erste Schritt. Im Folgenden sind einige zentrale Quellen und Ansätze aufgeführt, die Praktikern dabei helfen sollen, sich im Dschungel der Fördermöglichkeiten zurechtzufinden:

Förderdatenbanken und Portale

Es gibt zahlreiche Online-Datenbanken, die speziell zur Unterstützung von Unternehmen bei der Suche nach Fördermitteln entwickelt wurden. Um das passende Förderprogramm zu finden, bieten diese Datenbanken Filtermöglichkeiten nach Förderart, Branche, Standort und Unternehmensgröße.

Förderberatung „Forschung und Innovation“ des Bundes

Die Website foerderinfo.bund.de bietet Informationen zur Innovations- und Forschungsförderung und ist ein gemeinsames Angebot verschiedener Bundesministerien. Sie ermöglicht eine zielgerichtete Recherche und unterstützt bei allen Fragen zur deutschen Innovationsförderung.

BMWK-Förderportal

Einen Überblick über die verschiedenen Förder­programme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, insbesondere in den Bereichen Mittelstands­förderung, Digitalisierung und Energie, bietet die Förderdatenbank des Ministeriums. Unternehmen finden hier gezielte Fördermöglichkeiten mit direkter Antragsunterstützung.

ZIM-Programm (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand)

Das ZIM-Programm zur Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten richtet sich speziell an kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Unternehmen können hier gezielt nach Projekten suchen, die sie über das ZIM mitfinanzieren lassen können.

CORDIS (Community Research and Development Information Service)

Als offizielles Informationsportal der EU für Forschungs- und Innovationsprojekte bietet CORDIS umfassende Informationen über die gesamte Forschungsförderung der Europäischen Union. Für Unternehmen, die an EU-Programmen wie Horizon Europe teilnehmen möchten, ist CORDIS eine zentrale Anlaufstelle.

Regionale Förderinstitute und Landesbanken

Neben den Förderprogrammen auf Bundesebene bietet jedes Bundesland in Deutschland eigene Förderungen an, die oft gezielt auf regionale Zielsetzungen und Branchen ausgerichtet sind. Diese Programme sind häufig weniger bekannt als die des Bundes, können aber für Unternehmen, die in den spezifischen Förderbereichen tätig sind, besonders attraktiv sein.

Landesförderinstitute

Jedes Bundesland ist mit einem eigenen Förderinstitut ausgestattet, wie z.B. die NRW.Bank in Nordrhein-Westfalen, die Investitionsbank Berlin (IBB) oder die L-Bank in Baden-Württemberg. Diese Institute bieten Förderprogramme an, die von Innovationsprojekten über Umwelt- und Energieprojekte bis hin zur Gründungsförderung reichen.

Kommunale Wirtschafts- und Innovationsförderungen

Viele Städte und Kommunen bieten eigene Wirtschafts­förderungen oder Innovationsprogramme an, um Unternehmen vor Ort zu unterstützen. Eine gute Anlaufstelle ist die regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die gezielt bei der Auswahl und Vermittlung lokaler Förderprogramme helfen kann.

Industrie- und Handelskammern (IHKs)

Wertvolle Partner für Unternehmen, die Fördermittel beantragen möchten, sind die Industrie- und Handelskammern in Deutschland. Sie bieten häufig Sprechtage oder Informationsveranstaltungen an und können Unternehmen mit Förderberatern zusammenbringen. Besonders wertvoll ist die Expertise der IHKs zu regionalen Förderprogrammen und branchenspezifischen Fördermöglichkeiten.

Fördermittel-Workshops und Beratungen

Viele IHKs bieten spezielle Workshops zur Fördermittelrecherche und -beantragung an. Darüber hinaus gibt es häufig kostenlose Erstberatungen, in denen Unternehmen erfahren, welche Förderprogramme für sie in Frage kommen.

Matching-Services

Einige Kammern haben digitale Matching-Dienste zur Vermittlung von Unternehmen an geeignete Förderprogramme und Förderberater eingerichtet.

Netzwerke und Innovationscluster

Eine wertvolle Ressource bei der Fördermittelrecherche können Netzwerke und Cluster wie die Fraunhofer-Gesellschaft, der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) oder regionale Innovationsnetzwerke sein. Diese Netzwerke vereinen meist verschiedene Unternehmen und Institutionen einer Branche und haben häufig Kenntnisse über neue Fördermöglichkeiten oder Antragsstrategien.

Innovationscluster

Speziell zugeschnittene Fördermöglichkeiten und Wissenstransfer bieten Cluster wie die Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg oder die Münchner Initiative zur Förderung von Industrieprojekten. Diese Organisationen kennen nicht nur die branchenrelevanten Programme, sondern bieten oft auch Zugang zu Konsortialpartnern, die für die Beantragung internationaler Fördermittel notwendig sind.

Fraunhofer-Institute und andere Forschungsinstitutionen

Viele Unternehmen kooperieren mit Forschungseinrichtungen, da diese in der Regel gut über aktuelle Förderprogramme informiert sind. Einige Fraunhofer-Institute bieten auch Unterstützung bei der Antragstellung und Durchführung von geförderten Projekten an.

Externe Beratungsdienste

Wer sich nicht selbst in die Fördermittelrecherche einarbeiten möchte, kann auf spezialisierte Beratungsunternehmen zurückgreifen. Diese Dienstleister haben Erfahrung im Antragsprozess und kennen die Anforderungen der Fördergeber genau. Sie helfen bei der Identifizierung geeigneter Programme und übernehmen häufig auch die Antragstellung.

Fördermittelberater

Fördermittelberater analysieren die spezifischen Anforderungen eines Unternehmens und stellen sicher, dass alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Antragstellung erfüllt sind. Diese Berater verfügen über aktuelle Informationen zu Förderbedingungen und wissen, welche Unterlagen und Nachweise erforderlich sind.

Kosten und Erfolgsaussichten abwägen

Fördermittelberatungen können kostenpflichtig sein, jedoch sind die Erfolgsaussichten oft höher, da diese Unternehmen genau wissen, wie die Förderstelle ihre Entscheidung trifft. Wichtig ist, dass die Kosten im Verhältnis zum Förderbetrag stehen.

Die erfolgreiche Suche nach Fördermitteln ist letztlich eine Kombination aus Online-Quellen, regionaler Beratung und gegebenenfalls externer Expertise. Mit einer systematischen Vorgehensweise und der Auswahl der richtigen Anlaufstellen können Unternehmen Fördermittel finden, die ihren Projekten den entscheidenden Schub geben.

Der allgemeine Ablauf der Beantragung

Die Beantragung von Fördermitteln ist oft in mehreren Schritten strukturiert:

1. Projektvorbereitung und -konzeption

Der erste Schritt besteht darin, eine detaillierte Projektbeschreibung zu erstellen und die Innovations- bzw. Investitionsziele zu definieren.

2. Förderfähigkeitsprüfung

Einige Förderprogramme setzen voraus, dass das Unternehmen und das Projekt bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehören z.B. die Unternehmensgröße (KMU oder Großunternehmen) oder der Innovationsgrad des Vorhabens.

3. Antragstellung und Vorkalkulation

Ein vollständiger Antrag erfordert eine detaillierte Kostenaufstellung. Während einige Programme die Ausgaben eines Vorhabens fördern, basieren andere Programme auf den individuellen Kosten des Unternehmens, die aus der Kostenrechnung abgeleitet werden. Förderungen auf Kostenbasis verlangen eine klare Trennung von förderfähigen und nicht förderfähigen Kosten. Die Kosten für den Antrag und den Verwendungsnachweis korrekt zu ermitteln, kann gerade bei der erstmaligen Beantragung herausfordernd sein. Das „DIKOIN Institut“ bietet hierfür passende Kurse, um regelmäßig vorkommende Fehler in der Kalkulation vorzubeugen und so Rückzahlungen zu vermeiden.

4. Prüfungsprozess und Nachweise

Nach der Antragstellung erfolgt eine Antragsprüfung durch die Förderstelle. Häufig werden zusätzliche Nachweise, wie z.B. Angebote oder Anpassungen an der Kalkulation eingefordert, sofern diese nicht den entsprechend gültigen Regelungen entspricht. Es ist daher dringend davon abzuraten, unternehmensinterne Kalkulationsvorlagen, z.B. für die Stundensatzkalkulation, zu verwenden, ohne diese vorher auf ihre Konformität mit den Regeln des Fördergebers zu überprüfen.

5. Projektumsetzung und Berichterstattung

Bei Bewilligung der Förderung ist eine laufende Berichterstattung üblich, die dokumentiert, dass die Mittel zweckgemäß eingesetzt werden.

Fördermittel behalten – Spielregeln einhalten

Die erfolgreiche Beantragung von Fördermitteln ist nur der erste Schritt. Um die Mittel auch nachhaltig behalten zu können, müssen Unternehmen die Vorgaben der Förderstellen, die sog. Nebenbestimmungen, während der Projektlaufzeit einhalten. Besonders bei Förderprogrammen, die auf Kostenbasis vergeben werden, gelten strikte Vorschriften zur Abrechnung und Kalkulation. Eine Missachtung dieser Regeln kann zur teilweisen oder vollständigen Rückzahlung der Fördermittel führen.

Regelkonforme Kostenkalkulation

Zuwendungen für Projekte der gewerblichen Wirtschaft unterliegen häufig einer strengen Kontrolle durch die Projektträger. Bei Zuwendungen auf Kostenbasis, wie sie häufig bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten oder bei der Innovationsförderung gewährt werden, müssen die zuwendungsfähigen Kosten genau dokumentiert werden. In der Regel sind dies nur die tatsächlich angefallenen und dem Projekt direkt zurechenbaren Kosten. Gemeinkosten und sonstige Aufwendungen sind detailliert auszuweisen und ggf. gesondert nachzuweisen. Zweifelt der Projektträger an der Korrektheit der Kalkulation, können ferner die sog. Preisüberwachungs­stellen der Länder eingeschaltet werden, um die Kalkulation im Detail zu durchleuchten. Um derartige Prüfungen, oder gar Rückforderungen, zu vermeiden, ist es daher überaus ratsam, sich bereits im Vorfeld mit den geltenden Kalkulationsvorschriften auseinanderzusetzen und die Kalkulatoren im Unternehmen sowie alle weiteren am Projekt beteiligten unternehmensinternen Stakeholder mit den Anforderungen an die Kalkulation vertraut zu machen. Bei kostenbasierten Förderungen sind im Wesentlichen die folgenden Regelwerke maßgeblich:

LSP

Grundsätzlich sind bei Zuwendungen auf Kostenbasis die Leitsätze für die Preisermittlung auf der Grundlage von Selbstkosten (LSP) zu beachten. Diese Vorschriften sind in der Selbstkostenkalkulation öffentlicher Aufträge etabliert und kommen hilfsweise auch bei der Fördermittelkalkulation zum Einsatz.

Nebenbestimmungen des Fördergebers

Die voran beschriebenen LSP werden typischerweise durch die sog. Nebenbestimmungen den besonderen Anforderungen der einzelnen Fördervorhaben angepasst. Je nach Fördervorhaben können andere Nebenbestimmungen zum Einsatz kommen, was die Regelungsvielfalt für die Anwender leider erhöht. Zu den typischen Vorschriften zählen z.B. die ANBest-P-Kosten, die NKBG98 oder die NKBF2017.

Rückzahlungen vermeiden, aber wie?

Eine Reihe empirischer Forschungsarbeiten auf dem Gebiet haben gezeigt, dass ein hundertprozentiger Ausschluss von Rückforderungen nicht möglich ist, da die Kalkulationsvorschriften viel Interpretationsspielraum für die Prüferinnen und Prüfer offenhalten. Das Risiko einer Rückzahlung kann jedoch durch die folgenden Maßnahmen deutlich reduziert werden:

Schulung der verantwortlichen Mitarbeiter

Durch eine gezielte Vorbereitung auf das Fördervorhaben und Schulung der Mitarbeiter kann von vornherein vermieden werden, dass systematisch Fehler in die Kalkulation gelangen. Entsprechende Schulungsformate, die sich mit der Kalkulation von Zuwendungen auf Kostenbasis beschäftigen, gab es jedoch bisweilen eher selten. Nun wurde vom „DIKOIN Institut“ eine passende Onlineschulung entwickelt, welche den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Einstieg in diese spezielle Materie erleichtert.

Abstimmung mit dem zuständigen Projektträger

Projektträger haben i.d.R. ein Interesse daran, von vornherein Probleme in der Prüfung zu vermeiden. Daher sind diese i.d.R. gerne bereit, konkrete Rückfragen zu beantworten. In der Regel bestehen bei Projektträgern aber keine Kapazitäten, um vollumfänglich zu den Kalkulationsvorschriften zu schulen.

Austausch mit erfahrenen Antragstellern

Der Austausch mit erfahrenen Zuwendungsempfängern kann sehr hilfreich sein. Um mit solchen in Kontakt zu treten, eignen sich ähnlich wie bei der Suche nach passenden Förderungen auch Branchennetzwerke, aber auch Fachtagungen in diesem Bereich, wie z.B. das „Anwendertreffen Preisrecht“, können eine gute Möglichkeit darstellen, sich mit erfahrenen Unternehmen zu vernetzen.

Fördermittel zu behalten, erfordert von den Unternehmen die Bereitschaft, sich ausreichend mit den geltenden Spielregeln auseinanderzusetzen. Ist dieser Schritt gemacht, können Fördermittel sicher beantragt werden, um so spannende Projekte umzusetzen, die gerade im FuE-Bereich zu einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung beitragen können.

Fazit

Die Suche nach geeigneten Fördermitteln erfordert Vorbereitung und eine klare Zielsetzung, ist aber durch die Vielzahl an Informationsplattformen, Schulungs- und Beratungsangeboten gut zu bewältigen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der gründlichen Recherche und der Schulung der Mitarbeiter bereits vor der Antragsphase. Unternehmen, die diesen Prozess strukturiert angehen, können durch Fördermittel entscheidende Vorteile für ihre Innovationsprojekte gewinnen.

Quellen

Die Verwendung der Deutschland Flagge erfolgt in Übereinstimmung mit der vom Bundesministerium des Innern und für Heimat beschriebenen Nutzung.

Die Verwendung des EU-Emblems erfolgt in Übereinstimmung mit der Verwaltungsvereinbarung mit dem Europarat wie sie im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht wurde.

Das Logo der KfW Bank verwenden wir in diesem Beitrag mit freundlicher Genehmigung in Form des KfW Förderbuttons.

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